DAS WUNDER VON MACON |
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![]() 117 Min. | 611009 DE | nicht mehr im Handel |
Originaltitel: | The Baby of Mâcon | ![]() |
Filmlänge: | 113 Min. ohne Abspann | |
Regie: | Peter Greenaway | |
Musik: | ||
Darsteller: | Julia Ormond, Nils Dorando, Ralph Fiennes, Philip Stone, Jonathan Lacey, Don Henderson, Tony Vogel | |
Niederlande / Belgien / Frankreich / Großbritannien 1993 |
Die Region um Mâcon leidet unter Mißernten und Unfruchtbarkeit. Die Felder und Obstbäume sind verdorrt, die Tiere abgemagert, auch bei den Menschen wurde seit langer Zeit kein Kind geboren. Da geschieht im Jahr 1659 das Wunder. Eine häßliche alte Frau bringt ein gesundes, bildschönes Baby zur Welt.
Die schon erwachsene Tochter der Kindesmutter nimmt in ihrer Habgier den wundervollen Knaben an sich. Sie sperrt ihre alte Mutter ein und behauptet, der Junge sei ihr Kind, das sie so jungfräulich empfangen habe wie einst Maria den Gottessohn. Auch nennt sie selbst sich jetzt Maria.
Wenige Jahre nach seiner Geburt wird der engelhaft schöne kleine Junge den Pilgerscharen präsentiert wie eine lebende Reliquie. Mensch und Vieh strömt herbei, um von dem Wunderkind gesegnet zu werden. Es entsteht ein regelrechter Fruchtbarkeitskult. Maria läßt sich mit Gaben und Geschenken überhäufen. Mit dem Segen ihres kleinen Brüderchens macht Maria ein Vermögen. Sie kann den Hals nicht voll kriegen.
Hartnäckig wird von einigen Leuten an ihrer Mutterschaft gezweifelt. Um ihre Jungfräulichkeit zu beweisen, verführt Maria den Sohn des Bischofs im Viehstall. Bevor die Kopulation vollendet ist, wird Josef auf Befehl des Kindes von der heiligen Kuh auf ihren Hörnern aufgespießt, worauf Maria die Kuh tötet. Die heilige Kuh wird von der Kirche posthum zum Kardinal ernannt.
Die Kirche übernimmt nun die Vormundschaft für das Kind und setzt die unsägliche Ausbeutung des Knaben fort. Sogar seine Exkremente und die ihm abgepreßten Körpersäfte werden meistbietend versteigert, damit sich die Schatulle des Bischofs füllt.
Maria bereitet dem Treiben schließlich ein tragisches Ende. Bevor sie ihre Strafe durch den Strang empfangen kann, muß ihr die Jungfräulichkeit genommen werden. Für ihre Taten wird die Frau verurteilt, unter den Augen der Kirche von 208 Männern am Stück nacheinander vergewaltigt zu werden...
Peter Greenaway inszeniert das barocke Drama in Form eines opulenten Theaterstücks, welches als interaktives Spektakulum am Hof des Prinzen Cosimo Medici aufgeführt wird. Das groteske Theater-Filmkunstwerk zelebriert die grenzenlose Vulgarität des tyrannischen Machtsystems von Kirche und Adel.
Der dekadente Prinz, seine Hofschranzen und der Klerus ergötzen sich gemeinsam an Horror und Ekel, an der gierigen Lust am Bruch ihrer eigenen Moralregeln. Das frivole, blutrünstige Bühnenspiel ist das, was in heutiger Zeit ein verstörender Horrorfilm mit X-Rating wäre. Unsittlichkeit, Inzest, Hurerei, Vergewaltigung, Mord - jede erdenkliche Schamlosigkeit aus dem Repertoire der von der Kirche überwachten Tabus kommt in dem unerhörten Theaterstück vor und erfährt kirchlichen Segen.
Die Filmrolle des Jungen ist bescheiden, gemessen an seiner Bedeutung als Hauptgegenstand der Erzählung. Er hat keine eigene Stimme. Die Worte werden ihm in die unbewegten Lippen gelegt, zuerst von Maria, dann vom kirchlichen Vorbeter und zuletzt von höherer göttlicher Instanz. Meistens völlig nackt, wird der kleine Junge als Schauobjekt durch das Publikum getragen, welches die ganze Blöße des reinen Körpers anbetet. So endet das arme Kind auch nach seinem frühen Tod in einem kannibalistischen Rausch, welcher seine fleischliche Existenz spurenfrei vertilgt.
Julia Ormond und Ralph Fiennes können ihren intensiven Einsatz für diesen provokativen Film als Auftritt in einem der gewaltigsten religiösen Bilderwerke der neueren Filmgeschichte verbuchen, dessen künstlerischer Wert noch nicht erkannt ist.
(Pino DiNocchio)
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![]() | 611009 DE - mit Wendecover - | ![]() |
Tonspur: | Deutsch / Englisch | ||
Untertitel: | D | ||
Länge: | 117 Min. | ||
Bild: | 16:9 Widescreen 1:2.35 | ||
Extras: | Wendecover |
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