BENNO MACHT GESCHICHTEN |
|||
---|---|---|---|
deutsch 140 Min. | 611811 DE |
Originaltitel: | Benno macht Geschichten | |
Regie: | Helmut Krätzig | |
Musik: | ||
Darsteller: | Torsten Rennert, Erwin Geschonneck, Agnes Kraus, Thomas Hoffer, Henry Hübchen, Walfriede Schmitt, Wolfgang Greese, Janina Hartwig, Renate Blume, Carl-Hermann Risse, Hildegard Alex, Melanie Banselow | |
Deutschland (Ost) 1982 |
Benno Pfeffer, ein aufgeweckter Berliner Junge, fühlt sich vernachlässigt. Die berufstätigen Eltern haben so gut wie nie Zeit für ihr einziges Kind. Sogar nach Feierabend sind sie zu Hause noch in ihre Arbeitsunterlagen vertieft. Auch Bennos aus lauter Langeweile begangener Ausreißversuch bringt Vater und Mutter nicht zur Vernunft. Doch bei der Aktion lernt Benno im Zug den kurz vor der Rente stehenden Elektriker Oskar Schrader kennen. Der alte Mann begegnet den Bedürfnissen des lebhaften Jungen mit großväterlichem Verständnis.
So ergibt es sich, daß Schrader in der Wohnung der Pfeffers bei einer handwerklichen Arbeit hilft und nebenbei auch noch Bennos elektrische Eisenbahn repariert. Der Junge ist glücklich, daß ein Erwachsener ihm so viel Aufmerksamkeit schenkt. Dem Bengel fällt sofort eine List ein, damit der nette Opa bald wieder kommt. Schrader spürt, daß Benno viel mehr Zuwendung braucht.
Nun stehen die Sommerferien bevor, und Benno soll bei der schrulligen Nachbarin wohnen, weil beide Eltern anderweitig verreisen. Einen gemeinsamen Familienurlaub gibt es nicht. Oskar Schrader bietet an, daß Benno die Ferien bei ihm in der Gartensiedlung in einem Berliner Vorort verbringen kann. Benno ist begeistert. Das wird ein toller Sommer!
Im Garten und in der Werkstatt im Schuppen bietet sich für den unternehmungslustigen Stadtjungen jede Menge Beschäftigung. Oskar repariert alte Uhren und hat immer etwas zu basteln. Außerdem kann Oskar Zaubertricks. Er ist wirklich ein dufte Ersatzopa. Einen prima Spielkameraden findet Benno in dem gleichaltrigen Mutz, der in derselben Straße wohnt.
Das Leben in der Siedlung mit den kleinen Häuschen und Gärten ist beschaulich und von einfachen Dingen geprägt. Es vergeht kein Tag, an dem der grantige alte Oskar nicht in irgendeine zänkische Auseinandersetzung mit seinen nicht minder eigentümlichen Nachbarn gerät. Auf der einen Seite faucht ihn die tierliebe Bienenzüchterin Irma Kalweit unfreundlich an. Auf der anderen Seite provoziert der junge Casanova Ralf Klotz mit laut aufgedrehter Rockmusik und anstößiger Zurschaustellung seines Liebeslebens.
Die Stänkerei der Nachbarn kann Benno nicht auf sich sitzen lassen. Der Lausbube denkt sich eine Serie von Streichen aus, um die ätzenden Nachbarn zurückzuärgern. Niespulver, Ameisen, gefärbtes Badewasser - Benno Streiche treffen trotz sorgfältiger Planung mehrfach die Falschen.
Spaßig ist es trotz allem. Oskar freut sich insgeheim über den Schabernack, den sein kleiner Feriengast mit den aufsässigen Nachbarn treibt. Am liebsten würde er bei den Kindereien ja selber mitmachen. Aber die Aktionen machen den Zwist nur noch schlimmer. Nun hat es Oskar aber recht schwer, den Jungen davon zu überzeugen, daß Rache nicht die passende Antwort auf die Unflätigkeiten der Nachbarn ist, wo er doch selbst mit seinen trotzköpfigen Reaktionen kaum ein gutes Vorbild für Benno darstellt...
Der liebenswürdige, nahezu zeitlose TV-Zweiteiler aus der DDR-Volksunterhaltung erheitert Kinder und sentimental an ihre eigene Kindheit zurückdenkende Senioren. Benno erlebt in der Gartensiedlung durchaus kindgerechte Ferien. Das ultra kleinbürgerliche Milieu, in dem Oskar und seine Nachbarn wie in einem von den großen Dingen der Welt abgekapselten Kosmos leben, amüsiert den Zuschauer auf banalem Niveau und schützt zugleich davor, über den Gartenzaun auf die Wirklichkeit blicken zu müssen. Jeder hat seinen Platz und seine Rolle und ist damit zufrieden.
Trotz umfangreicher Angebote der staatlichen Kinderbetreuung hatten die Werktätigen in der DDR teilweise Probleme damit, daß ihr Nachwuchs zu lange Zeit sich selbst überlassen war. Der hohe Grad an Ganztagsarbeit beider Elternteile ließ eine Versorgungslücke offen, zumal nicht alle Familien die einseitig geprägten, staatlich organisierten Freizeitangebote wahrnehmen mochten. In vielen Filmen des DDR Fernsehens wurde die daraus resultierende Reduktion der Beziehung zwischen Kindern und Eltern innerhalb der Familie als Zustand der Realität gezeigt, ohne jedoch eine kritische Analyse der Ursachen zu wagen. Üblicherweise benutzte man den Mangel an Aufmerksamkeit durch die vollständig in ihrem Beruf aufgehenden Eltern einfach nur als Ausgangspunkt für Kindergeschichten, in denen die Jungen und Mädchen sich in ihre eigenen, fantasievollen Abenteuer begeben und dadurch mit den strengen Anforderungen der gesellschaftlichen Ordnung in Konflikt geraten. Am Ende jedoch wird alles wieder auf Linie gebracht. Die Kinder sehen ein, daß Regeln befolgt werden und Grenzen beachtet werden müssen. Das war das pädagogische Credo des Kinderfilms in der DDR.
(Pino DiNocchio)
611811 DE | ||
Tonspur: | Deutsch | |
Untertitel: | keine | |
Länge: | 140 Min. | |
Bild: | 4:3 Vollbild 1:1.33 | |
Extras: | ||
- minus - | Covermotiv mit Zensurzeichen überdruckt |