ABSCHIEDSDISCO |
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deutsch 87 Min. / Double Feature | 617461 DE |
Originaltitel: | Abschiedsdisco | |
Regie: | Rolf Losansky | |
Musik: | ||
Darsteller: | Holger Kubisch, Jaecki Schwarz, Dana Brauer, Susanne Saewert, Horst Schulze, Fritz Marquardt | |
Deutschland (Ost) 1989 |
Seine Freundin Silke starb bei einem Autounfall. Der 15jährige Henning trauert endlos um seine erste Liebe. Das Leben zieht nur noch öde und sinnfrei an ihm vorbei. Die Kumpels nerven mit ihrer unbekümmerten Partylaune. Die Avancen anderer Mädchen weist der hübsche Jüngling ab.
An einem Wochenende beschließt Henning, seinen Opa zu besuchen, zu dem der Vater schon lange den Kontakt abgebrochen hat. Die Erinnerung an Silke begleitet ihn unablässig während des Fahrradausflugs in den 30 Kilometer entfernten Ort im Sperrgebiet des Tagebaus. Betreten verboten! Das Dorf, in dem der Großvater wohnt, findet Henning verlassen vor. Die Gebäude sind halb verfallen. Es ist eine andere Form von Tod.
Alle Bewohner sind weggezogen, umgesiedelt aus ihren großen alten Backsteinhäusern in Kaninchenställe in Plattenbauten in die Stadt. Die Fabrik ist stillgelegt. Opa hätte sein Zuhause nie verlassen, weiß Henning. Doch von Opa keine Spur. Nur noch Plünderer und Herumtreiber strolchen in dem ausgestorbenen Ort umher. Die Bagger werden das Geisterdorf bald erreichen und es vom Angesicht der Erde tilgen. Auf dem Friedhof werden zuvor noch die Toten ausgebuddelt. Die müssen auch umziehen.
Im Ausklang der DDR verabschiedeten sich einige ihrer Filmemacher von den steifen, staatstragenden Produktionen der 1970er-80er Jahre. Auch Rolf Losansky, Spezialist für fantasiereiche Kinderfilme, fand bei "Abschiedsdisco" zurück zu einer allegorischen Bildsprache. Die Trauerarbeit eines Heranwachsenden spiegelt sich dem gewaltigen Umbruch von Landschaft, Siedlung, Heimat und Kultur.
Veränderungen sind nicht aufzuhalten, sie gehören zum Lebenslauf, findet Hennings Vater, selbst Arbeiter im Braunkohleabbau. Für den Jungen ist das eine schwere Lektion. In der massiven Konfrontation mit der Hilflosigkeit gegenüber der Zerstörung tritt auch ein Generationenkonflikt zu Tage.
In der vielschichtigen Erzählung eines Sommertages bleibt Henning eine Konstante. Kinder und Jugendliche wurden bei der DEFA traditionell mit Laien besetzt, die nach dem ersten Film keine weiteren Engagements bekamen. Das machte ihre Auftritte so frappierend authentisch. So war auch Holger Kubisch ein Glücksgriff für die Hauptrolle in Losanskys stimmungsvollem letztem DDR-Werk. Schade wirklich, daß man von Holger später nichts mehr zu sehen bekam. In einer richtigen, kurzen Jeanshose radelt und stakst der hochgewachsene Junge mit seinen langen, strammen Beinen und dem kecken Haarschnitt durch die marode Häuserwüste. Er begegnet obskuren Gestalten, von denen nicht alle real erscheinen. Es ist ein fiebriger Trip, an dessen Ende Henning erste Zeichen erkennen läßt, sich von der lähmenden Trauer um seine verstorbene Freundin zu lösen. Es wartet schließlich noch ein Leben auf ihn.
(Pino DiNocchio)
617461 DE | ||
Tonspur: | Deutsch | |
Untertitel: | keine | |
Länge: | 87 Min. + 89 Min. | |
Bild: | 4:3 Vollbild 1:1.33 | |
Extras: | Double Feature mit Bonusfilm "Biologie"(89 Min.) von Jörg Foth | |
- minus - | Covermotiv mit Zensurzeichen überdruckt |