KRIEG DER KNÖPFE (2011)

  • Film DVD
  • deutsch + englisch
    100 Min.
    679439 DE
  • Film BLU-RAY
  • deutsch + englisch
    105 Min.
    779439 DE

    Originaltitel: La nouvelle guerre des boutons
    Filmlänge: DVD 90 Min. / BD 94 Min. ohne Vor- u. Abspann
    Regie: Christophe Barratier
    Musik: Philippe Rombi
    Darsteller: Jean Texier, Clément Godefroy, Théophile Baquet, Harold Werner, Louis Dussol, Nathan Parent, Ilona Bachelier, Thomas Goldberg, Kad Merad, Laetitia Casta, Guillaume Canet, Gérard Jugnot, Francois Morel, Marie Bunel, François Morel, Grégory Gatignol
    Frankreich 2011

    KRIEG DER KNÖPFE - La nouvelle guerre des boutons (2011)

    Im Frühjahr 1944 taucht in Longeverne ein fremdes Mädchen auf, das sogleich die neugierigen Blicke der Jungen auf sich zieht. Violette ist elegant und recht vornehm gebildet, sie kommt aus der Stadt. Ihre erst kurz zuvor aus Paris in den alten Heimatort zurückgekehrte Patentante Simone hat das Mädchen zur Erholung zu sich aufs Land geholt.
    Eigentlich sind die Jungs vollauf damit beschäftigt, die Jungen vom traditionell verhaßten Nachbarort Verlans zu bekriegen. Während in der Ferne der echte Krieg wütet, viele ihrer Väter in deutscher Kriegsgefangenschaft sind und die Erwachsenen in den beiden Dörfern sich heimlich am Widerstand gegen die Nazi-Besatzer und ihre französischen Kollaborateure beteiligen, ist der Dorfkrieg zwischen den Kindern und Jugendlichen nur ein Spiel um die Ehre.
    Lebrac, der Anführer der Jungs, verguckt sich in Violette. Bacaillé, der wenig beliebte Sohn des Bürgermeisters, hat da mit seinen schmachtenden Blicken keine Chance. Aus Enttäuschung darüber und weil die Bande ihn wegen seines unkameradschaftlichen Verhaltens als Feigling und Drückeberger ausschließt, wird Bacaillé zum Verräter. Seine Bestrafung folgt auf dem Fuß. Schlimmer jedoch als die Jungs aus Velrans mit ihrem Anführer L'Aztec zu einem heimtückischen Angriff in das Geheimversteck der Jungs nach Longeverne geführt zu haben, wiegt Bacaillés Rache durch das unbedachte Enthüllen von Dorfgeheimnissen der Erwachsenen. Plötzlich nimmt alles eine dramatische Wendung.
    Violette heißt in Wirklichkeit Myriam, und sie ist Jüdin. Lebrac begreift in seiner naiven kleinen Welt zuerst nicht, was das bedeutet. Erst als Baccaillés wutschnaubender Verrat einen lebensgefährlichen Apparat in Bewegung setzt, schreckt die Dorfgemeinschaft von Longeverne alarmiert auf. Erwachsene und Kinder treten dem drohenden Unheil geschlossen und couragiert entgegen. Selbst aus Velrans kommt sofort solidarische Hilfe gegen einen bösen, menschenverachtenden Feind, der die Raufereien der Kinder um abgeschnittene Knöpfe und Schnürsenkel für einen Tag bedeutungslos macht...

    Christophe Barratier hatte als Regisseur mit den wunderbaren Filmen "Les Choristes" (Die Kinder des Monsieur Mathieu) und "Faubourg 36" (Paris, Paris - Monsieur Pigoil auf dem Weg zum Glück) Kinomagie geschaffen. Seine von der Kritik zu Recht vielgescholtene Adaption des Klassikers "Krieg der Knöpfe" ist geradezu skandalös, denn sie mißbraucht die sozialrevolutionär angehauchte Romanvorlage eines Jungenabenteuers für eine pseudoaufklärerische Abhandlung über die Rolle Frankreichs während der deutschen Nazi-Besatzung und insbesondere der damit einhergehenden Judenverfolgung.
    Barratier verlegt die Handlung nicht einfach nur in eine andere Zeit, er erzählt eine komplett andere Geschichte! Es ist die Teen-Romanze eines jüdischen Mädchens, das im Dorf vor den Nazi-Kollaborateuren versteckt wird, und des Anführers der örtlichen Jungenbande, der sich in sie verknallt. Parallel dazu läuft der Flirt zwischen den Erwachsenen Paul und Simone, die schon seit Jugendtagen mehr als nur Freunde sind.
    Der "Krieg der Knöpfe" ist dabei nur eine Nebenkulisse, durch welche die Rivalität mit den Jungen vom Nachbardorf beschrieben wird. Man hat hier nur Anleihen aus der literarischen Vorlage genommen, nicht aber das Werk in seinem wahren Wesen verfilmt. Immerhin tituliert Barratier seinen Film mit "La nouvelle guerre des boutons" - deutet damit also an, daß es sich nicht um eine Verfilmung des Romans handelt, sondern um eine Art selbst erfundener Fortsetzung desselben. Zwar gibt es keinen Hinweis, jedoch könnte man annehmen, Barratiers Geschichte wäre eine Weitererzählung des originalen "Krieg der Knöpfe" in der nächsten Generation. Der zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielende Roman selbst besagt ja, daß die Feindschaft zwischen den Kindern der zwei Dörfer schon seit Generationen besteht.
    Einmal mehr aber ist das wieder ein Film, den man in der Literatur unter Fanfiction ablegen muß - eben unter "La nouvelle guerre des boutons", dem "neuen Krieg der Knöpfe", auch wenn der deutsche Verleih das begründete "nouvelle" im Titel dummdreist unterschlägt.
    Die Erklärung, wie es überhaupt dazu kommen konnte, daß ein literarischer Stoff derart für eine aufoktroyierte Fremdgeschichte mißbraucht werden konnte, wird in einer Bemerkung im Bonusmaterial enthüllt: Die Verfilmungsrechte an dem Roman sind verfallen, das heißt der Stoff ist frei verfügbares Allgemeingut geworden. Jeder kann ihn jetzt lizenz- und genehmigungsfrei künstlerisch bearbeiten oder auch damit Schindluder betreiben.
    In der Buchvorlage und auch in der Originalverfilmung ziehen Lebrac und seine Jungs splitternackt in die Schlacht, damit die Gegner ihnen erst gar keine Knöpfe von der Kleidung abschneiden können. In Barratiers Version lernt Lebrac beim Schulbesuch im Museum für antike Geschichte, daß die Krieger bei den alten Griechen völlig nackt gekämpft haben. Darauf läßt er die Jungen in Unterwäsche und mit Blechschüsseln auf den Köpfen antreten. Das soll so aussehen wie bei den Griechen. Ein lächerlicheres Bild hat die Filmgeschichte noch nicht gesehen. Wenn man als Regisseur nicht gewillt ist, die Knaben wenigstens außerhalb der Gürtellinie so nackt zu zeigen, wie es die Erzählung an dieser prägenden Schlüsselstelle vorgibt, dann soll man gefälligst die Finger von dem Stoff lassen. Ganz besonders wenn man die historische Epoche der NS-Zeit zitiert und sich dabei im Kontext des Widerstands positioniert, wird das zur unglaubwürdigen Heuchelei, wenn man sich in der bildhaften Umsetzung des im Roman beschriebenen Geschehens in einem Akt der Selbstzensur der im Westen kontemporär vorherrschenden repressiven, kinderfeindlichen Moral unterwirft, welche Kinder im Film am besten nur noch in Vollverschleierung sehen möchte.
    Bleibt zuletzt ein Blick auf die Arbeit der Schauspieler. Bei den Erwachsenen prominent besetzt mit Größen wie Kad Merat und Gérard Jugnot bleibt doch alles nur Routine. Bei den tragenden Rollen der Kinder und Jugendlichen verließ man sich auf unerfahrene Neulinge, die fast alle etwas blaß und in ihrem Auftreten steif wirken, denn nicht zuletzt konnte Christophe Barratier auch bei der Führung seiner jungen Darsteller die Brillanz seiner Arbeit aus "Les Choristes" nicht wiederholen. Nur Clément Godefroy als Petit Gibus mischt die ganze müde Truppe mit seinem sonnigen Gemüt so richtig auf. Bei Jean Texier, der als Lebrac erstmals vor der Kamera stand, läßt sich erkennen, wie seine Ausdrucksfähigkeit an der Rolle wächst. Die als einzige schon reichlich filmerfahrene Ilona Bachelier als Violette sticht mit sicherem Spiel sämtliche Dorfjungs aus. Ob das ein passender Zufall oder Kalkül war, ist am Ende auch egal. (Pino DiNocchio)


    679439 DE - mit Wendecover -
    Tonspur: Deutsch / Französisch
    Untertitel: D
    Länge: 100 Min.
    Bild: 16:9 Widescreen 1:2.35
    Extras: Wendecover, Behind the Scenes, Outtakes, Interviews


    779439 DE - mit Wendecover -
    Tonspur: Deutsch / Französisch
    Untertitel: D
    Länge: 105 Min.
    Bild: 16:9 Widescreen 1:1.85
    Extras: Wendecover, Behind the Scenes, Outtakes, Interviews


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