LET ME IN

  • Film DVD
  • deutsch + englisch
    115 Min.
    689149 DEnicht mehr im Handel
  • Film BLU-RAY
  • deutsch + englisch
    119 Min.
    789149 DEnicht mehr im Handel

    Originaltitel: Let Me In
    Filmlänge: DVD 104 Min. / BD 107 Min. ohne Abspann
    Regie: Matt Reeves
    Musik: Michael Giacchino
    Darsteller: Kodi Smit-McPhee, Chloe Grace Moretz, Richard Jenkins, Elias Koteas, Dylan Minnette, Jimmy Jax Pinchak, Nicolai Dorian, Brett DelBuono, Ritchie Coster, Sasha Barrese, Cara Buono
    USA 2010

    LET ME IN

    US-Remake des schwedischen Films SO FINSTER DIE NACHT - [Låt den rätte komma in] (2008)

    Owen ist ein einsamer zwölfjähriger Junge, der von Mitschülern brutal mißhandelt wird. An einem Winterabend beobachtet er den Einzug neuer Mieter in die Nachbarwohnung. Es ist ein Mädchen mit ihrem Vater. Sie scheinen beide seltsam und geheimnisvoll, was auf Owen außerordentlich faszinierend wirkt und seine Neugier weckt. In ihm wächst die zaghafte Hoffnung, sich mit Abby anfreunden zu können. Abby läßt sich nur nach Einbruch der Dunkelheit draußen blicken. Ihre Wohnung ist leer, alle Fenster sind zugeklebt. Beängstigende Stimmen sind durch die Wand zu hören.
    Obwohl sich Abby sehr merkwürdig benimmt, verspürt Owen in dem schon seit einer ewigen Zeit 12 Jahre alten Kind eine Art Seelenverwandtschaft. Owen fühlt sich immer stärker zu Abby hingezogen. Sie ermutigt den schmächtigen Knaben, sich gegen die Tyrannen in der Schule zur Wehr zu setzen. Tatsächlich faßt er sich ein Herz und schlägt zurück. Zum ersten Mal spürt er seine eigene Stärke.
    Überschattet wird Owens erwachendes Selbstbewußtsein von einer Mordserie. Abbys Vater verschwindet plötzlich. Der Fund mehrerer ausgebluteter Leichen führt den ermittelnden Kriminalbeamten in die verdunkelte Wohnung. Owen kennt bereits das furchtbare Geheimnis seiner neuen Freundin, und er hat seine Entscheidung getroffen...

    Der Roman "Låt den rätte komma in" des schwedischen Autors John Ajvide Lindqvist war 2008 dort verfilmt worden; in Deutschland läuft er unter dem Titel "So finster die Nacht". Weil Filme aus Europa und Asien in den USA nicht akzeptiert werden, fertigen die US-Amerikaner für ihren Heimatmarkt davon gern Coverversionen an. Durch die Weltmarktdominanz der USA gelangen diese Replikationen auch wieder an das Massenpublikum in Europa und Asien, wo sie oft genug die einheimischen Originale mit Hilfe massiver Werbung übertönen. Einen Zugewinn an künstlerischem Wert oder an Kreativität bringt diese Abkupferei üblicherweise nicht.
    Im Vergleich die Details der Veränderungen von Original und Coverversion aufzuzählen, das ist mehr eine Aufgabe für Kulturhistoriker. So wie islamische Länder für ihre Bevölkerung eine verschleierte Barbie-Imitation produzieren, weil ihnen das freizügige westliche Original zu unmoralisch ist, stellen die US-Amerikaner ihre eigenen, kulturell modifizierten Fassungen internationaler Filme her. US-Regisseur Matt Reeves sah zwar keinen Sinn darin, den von ihm selbst für sehr gut befundenen schwedischen Film für den US-Markt nachzuäffen, tat es aber trotzdem und besetzte ironischerweise die Hauptrolle mit einem Australier.
    Reeves verlegt die Handlung vom winternächtlichen Schweden in den gespenstischen Gebirgsort Los Alamos im Bundesstaat New Mexico. Zeitspezifische Referenz ist der Rubik's Cube, mit dem Owen spielt. Wegen dieser zeitlichen Konstante bleibt die Geschichte wie das Original in den frühen 1980er Jahren. Mit allfälligen nationalkulturellen Anpassungen wie etwa daß Owen und seine Mutter vor dem Essen beten, oder das kollektive Aufsagen des Treueids auf die Staatsverfassung in der Schulklasse setzt Reeves in seiner Fassung typische US-Akzente. Weggelassen wurden die erotischen Momente. Die Szene, wo Abby zu Owen ins Bett schlüpft, ist bedeckt gehalten. Das kann man alles noch als Kosmetik belächeln.
    Ernsthaft auf Abwege gerät die US-Version aber an der Stelle, wo sie einen ganz wesentlichen Kern von Lindqvists Roman aus moralischen Gründen schlichtweg unterschlägt. Das Schlüsselbild, wo der Junge im schwedischen Film den entblößten Unterleib des Mädchens erblickt und erkennt, daß diesem Wesen das Geschlecht entfernt wurde, darf der Zuschauer in der US-Version nicht zu sehen bekommen. Damit fehlt ein maßgebliches Merkmal in der Definition der Beziehung von Abby und Owen. Die vielschichtige Coming-of-age Story der literarischen Vorlage, auf die Matt Reeves bei seiner Interpretation so viel Gewicht legt, ist ihrer schillerndsten Facette beraubt. Der Regisseur empfiehlt im Audiokommentar der DVD/BD dem Zuschauer, das Buch zu lesen, dann würde er erfahren, was er in dem kastrierten Film mit Vorsatz nicht erfahren soll: Daß Abby ursprünglich ein Junge war. Diesbezügliche verbale Andeutungen in den Dialogen genügen nicht, um Abbys wahre Natur zweifelsfrei zu charakterisieren. Warum um alles in der Welt verfilmt man ein Buch, wenn man dessen zentralsten Inhalt gar nicht zeigen will?
    Neben diesem inhaltlichen Mißgriff ist vieles im Handlungsablauf bei der US-Inszenierung stark beschleunigt und gerafft, teilweise auf die effekthaschenden Schockmomente reduziert. Gleichwohl sind in der visuellen Umsetzung große Strecken recht exakt dem Originalfilm nachgestellt. Dadurch ist "Let Me In" trotz aller Anpassungen kein kommerzielles Popcorn-Kino geworden. Die Coverversion gibt in weiten Teilen die Atmosphäre des Originals wieder. Lange, dialogarme Kameraeinstellungen erzeugen zusammen mit einem guten Soundtrack eine Hochspannungsladung um die Figur Owen. Man kann spüren, wie es in ihm knistert. In diesem Punkt entwickelt die US-Fassung sogar noch mehr Intensität als das Original! Effektvoll ausgeleuchtete, bestechend fotografierte Gesichter lassen den Zuschauer tief in die Charaktere eintauchen.
    Der australische Jungschauspieler Kodi Smit-McPhee in der Rolle von Owen überflügelt sein schwedisches Pendant Kare Hedebrant aus dem Originalfilm geradezu gnadenlos. Das fesselnde Schauspiel des professionell agierenden Jungen hebt den Film vorbei an allen seinen Schwächen auf eine fast magische Höhe. Owens Verlorenheit glüht ebenso wie seine Angst und Hoffnung in Kodis tiefgründigen Blicken. Mit seinem dürren Körperbau, der jeden Knochen unter der Haut sichtbar werden läßt, gibt Kodi seiner zerbrechlichen Filmfigur eine atemberaubende physikalische Präsenz.
    Ausnahmsweise hat wegen der gut getroffenen Atmosphäre, der gelungenen Optik und wegen der hervorstechenden Erscheinung von Kodi Smit-McPhee die US-Verfilmung neben dem Originalfilm ihre Berechtigung.
    "Let Me In" ist ein Teen-Vampirfilm der exquisiten Art. So blutig Abbys nächtliche Nahrungsbeschaffung auch ist, ihren neuen Gefährten gewinnt sie nicht durch einen Biß, sondern durch platonische Liebe. Owen eröffnet sich ein Weg, seinem qualvollen Leben zu entfliehen. An dem Punkt, wo die Pubertät einsetzt, gleitet der Junge hinüber in ein Stadium, wo das Geschlecht keine Rolle mehr spielt. Für manche Menschen hat die Gesellschaft keinen Platz. Es erfüllt den Betrachter mit Glück, daß die einsame Seele des Jungen eine bessere Heimat findet.
    (Pino DiNocchio)



    689149 DE - mit Wendecover -
    Tonspur: Deutsch / Englisch
    Untertitel: D, E
    Länge: 115 Min.
    Bild: 16:9 Widescreen 1:2.35
    Extras: Wendecover, Audiokommentar des Regisseurs, Making of, entfallene Szenen


    789149 DE - mit Wendecover -
    Tonspur: Deutsch / Englisch
    Untertitel: D, E
    Länge: 119 Min.
    Bild: 16:9 Widescreen 1:2.35
    Extras: Wendecover, Audiokommentar des Regisseurs, Making of, entfallene Szenen


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